Die Erwärmung des Planeten lässt sich nicht mehr aufhalten

Dies ist die Schlussfolgerung zweier Forschungsarbeiten nach denen die Ziele der COP21 (21st Conference of the Parties) nicht mehr erreicht werden können. Die Erwärmung der Atmosphäre um 2 Grad bezogen auf die Zeit vor der Industrialisierung wird als jenes Ziel angesehen, welches um jeden Preis erreicht werden muss, will man nicht irreversible Konsequenzen für das Klima in Kauf nehmen.…

Gemäss einer Forschungsarbeit der University of Washington beträgt die Wahrscheinlichkeit, die durchschnittliche globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts unter 2° Grad halten zu können nach aktuellem Stand der Dinge lediglich 5%. Die Wahrscheinlichkeit die von der COP21 erhoffte Erwärmung unter 1.5° C halten zu können beträgt sogar nur 1%.

Wenn wir heute, ab diesem Moment, auf die Verwendung fossiler Brennstoffe verzichten und weitere hohe Emissionen von Kohlendioxid verhindern, würde sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 1.3° – 1.5° erwärmen.

Nach Adrian Raftery(1), Soziologe und Statistikexperte an der University of Washington, zeigen die Analysen, dass die Ziele der COP21 prinzipiell nur dann erreichbar sind, wenn es eine gemeinsame und konstante Verpflichtung für die nächsten 80 Jahre gäbe. Die Arbeit von Raftery basiert auf Angaben zur Weltbevölkerung, dem Bruttoinlandsprodukt sowie der Menge an Kohlendioxid, die für jeden Dollar Wirtschaftstätigkeit produziert  wird (die Kennzahl wird als Kohlenstoffintensität bezeichnet).

Die der Studie zugrunde liegende Methode unterscheidet sich laut Raftery nicht wesentlich von anderen, liefert jedoch die besten Ergebnisse gemäß denen ein Temperaturanstieg von weniger als 2° C als Unmöglichkeit angesehen werden muss.

Des weiteren erklärt Raftery, dass das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, „Weltklimarat“) vier mögliche Szenarien auf Basis geschätzter anthropogener Kohlenstoffemissionen skizziert hat, die jedoch nicht in Form von Wahrscheinlichkeiten angegeben sind und somit keine Prognose erlauben. Gemäß der Studie, die im Nature Climate Change(2) veröffentlicht wurde, beträgt die Wahrscheinlichkeit den Temperaturanstieg zwischen 2° und 4.9° halten zu können 90% und wird somit als wahrscheinlichstes und realistisches Szenario angesehen. Der Forscher verwendete für jedes der Kriterien statistische Projektionen für die kommenden 50 Jahre und konnte für einen Temperaturanstieg von 3.2° eine Wahrscheinlichkeit von 90% ermitteln (mit einem Fenster von 2° bis 4.9°).

Aus der Studie geht hervor, dass nicht das weltweite Bevölkerungswachstum das entscheidende Kriterium ist, da inbesondere Afrika davon betroffen sein wird und der dortige Verbrauch an fossilen Brennstoffe trotz Wirtschaftswachstum nahezu konstant ist. Vielmehr ist die Kohlenstoffintensität, die in den letzten Jahren zwar zurückging, nicht an jenem Punkt, an dem die Bilanz des ausgestoßenen Kohlenstoffdioxids im entscheidenden Maße verlangsamt werden könnte. Demzufolge ist das Erreichen des primären Zieles, einer gewünschten maximalen Erwärmung von 1.5°, unerreichbar geworden.

Eine zweite Studie von Robert Pincus(3) vom Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences (CIRES), und Thorsten Mauritsen(4) vom Max Planck Institut für Meteorologie, die im Nature Climate Change(5) veröffentlicht wurde bestätigt die Resultate von Adrian Raftery in dem Sinne, dass

  • selbst wenn ab sofort alle Emissionen, die aus dem Verbrauch fossiler Brennstoffe resultieren gestoppt würden läge die Klimarerwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit bereits bei 1.3° C (mit einem Fenster von 0.9° C – 2.3° C)
  • die Weltmeere diese Erwärmung um ca. 0.2° C reduzieren könnten
  • es eine 13-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass wir durch den bereits getätigten CO2-Ausstoß eine Erwärmung von 1.5° C im Jahre 2100 verursacht haben

Entgegen der Vorgehensweise von Adrian Raftery beruhen die Schätzungen von Pincus und Mauritsen auf Ereignissen, die bereits geschehen sind, deren Auswirkungen somit beobachtet werden können. Mauritsen betont, dass alle zukünftigen Emissionen eine zusätzliche Erwärmung bedeuten.

Für Andrew Dessler(6), Klimawissenschaftler an der Texas A&M University und nicht selbst an den Forschungsarbeiten beteiligt, sind die Ergebnisse in angemessener Weise begründet. Dennoch sei es schwer, zukünftige Temperaturerhöhungen mit exakten Wahrscheinlichkeiten vorherzusagen:

…the climate is warming…humans are in the driver’s seat…if nothing is done to rein in emissions, temperatures will likely increase enough to profoundly change the planet…Andrew Dessler

Das Erreichen der COP21-Ziele, das heißt, eine maximale Erwärmung von 1.5° C oder 2° C sieht Dessler ebenso als sehr unwahrscheinlich an. Dennoch vermittle die Forschungsarbeit ein unangemessenes Gefühl der Aussichtslosigkeit, da bereits morgen irgendjemand eine Energiequelle erfinden könnte, die kein Kohlendioxid produziert….und von jedem übernommen werden würde.


(1) http://www.stat.washington.edu/raftery/ und https://soc.washington.edu/people/adrian-raftery
(2) http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate3352.html?foxtrotcallback=true
(3) http://cires.colorado.edu/robert-pincus, https://www.esrl.noaa.gov/psd/people/robert.pincus/
(4) https://www.mpimet.mpg.de/en/staff/thorsten-mauritsen/
(5) https://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate3357.html
(6) https://atmo.tamu.edu/people/faculty/desslerandrew.html

Titelbild: Lori Perkins (NASA/GSFC)

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